Chancen und Herausforderungen großbetrieblicher Landwirtschaft

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Chancen und Herausforderungen großbetrieblicher Landwirtschaft

Mehr als 160 internationale Expertinnen und Experten aus Forschung, Wirtschaft, Politik und internationalen Institutionen diskutierten auf dem IAMO Forum 2018 in Halle (Saale) unter anderem zum Thema Biodiversität.

Markus Scholz © IAMO
Die weltweite Zunahme sehr großer Agrarunternehmen setzt in der Landwirtschaft neue Maßstäbe und führt zu vielfältigen Diskussionen. So bewirtschaften allein in Russland die größten 100 Unternehmen im Agrarsektor über 12 Millionen Hektar, davon bewirtschaften bereits vier dieser als Agroholdings bezeichneten Unternehmen über 600.000 Hektar. Welche unternehmerischen Herausforderungen, Chancen und gesellschaftliche Auswirkungen mit diesen Entwicklungen in der Landwirtschaft und ländlichen Räumen verbunden sind, wurde auf dem IAMO Forum 2018 mit dem Titel „Large-scale agriculture – for profit and society?" diskutiert. Mehr als 160 Teilnehmende aus insgesamt 19 Nationen tauschten sich vom 27. bis 29. Juni 2018 in Halle (Saale) über wissenschaftliche Erkenntnisse und landwirtschaftliche Praktiken aus. Anerkannte Referentinnen und Referenten aus Forschung, Agrarwirtschaft und internationalen Institutionen beteiligten sich an drei Plenarsitzungen, 15 Parallelsitzungen und zwei moderierten Podiumsdiskussionen. Der geographische Schwerpunkt der Konferenz lag auf den Transformationsökonomien Osteuropas, der ehemaligen Sowjetunion und Ostasiens sowie den Emerging Markets und entwickelten Volkswirtschaften in Europa, Amerika und Australien.

Ein vom Wirtschaftsethiker Professor Ingo Pies von der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (Deutschland) moderiertes Streitgespräch trug den Titel „Moralische Herausforderungen der modernen Landwirtschaft". Darin wurde zunächst einvernehmlich festgestellt, dass alle Diskussionsteilnehmenden das gemeinsame Ziel verfolgen, Ernährungssicherheit langfristig zu gewährleisten. Silvia Bender, Teamleiterin Biodiversität, Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND), sah als besten Weg dahin, wenn den weltweit vielen Millionen Kleinbauern und -bäuerinnen geholfen würde, ihre Produktivität zu steigern. Carl-Albrecht Bartmer, Vorsitzender des Aufsichtsrats der DLG e.V. (Deutschland), hielt dagegen, dass Größe und nachhaltige Bewirtschaftung nicht korrelieren. Die Vorstellung, Kleinstbauern und -bäuerinnen in Entwicklungs- und Schwellenländern primär dadurch helfen zu wollen, dass man sie erhält und ihnen kleine Produktivitätsfortschritte ermöglicht, widerspreche den Entwicklungserfolgen in wirtschaftlich entwickelten Regionen, in denen die Abwanderung der Landbevölkerung vor allem Ergebnis wirtschaftlicher Entwicklung der Länder war und zugleich den verbliebenen Betrieben Wachstum und Zugang zu Innovationen in der Landwirtschaft ermöglichte. Mit Blick auf den internationalen Handel sprach sich Bartmer nachdrücklich für den Freihandel aus. Handel sei eine Voraussetzung für eine international arbeitsteilige Landwirtschaft und internationale multilaterale Handelsverträge seien unverzichtbar. Bender verwies trotz grundsätzlicher Befürwortung des Freihandels darauf, dass sie den derzeitigen Prozess der Entwicklung von Abkommen für zu undemokratisch halte. Zum Thema Biodiversitätsschutz und -erhalt verwies Bender darauf, dass es nicht ausreiche, die Biodiversität an einem Ort der Welt zu sichern, um die Intensität von Monokulturen an einem anderen Ort erhöhen zu können. Vielmehr sei es wichtig, die Biodiversität weltweit zu fördern. Bartmer hob hervor, dass staatliche Programme zur Förderung der Biodiversität stärker als bisher die vorhandene Kreativität und die Standortkenntnisse des Einzellandwirtes und der Einzellandwirtin nutzen sollten. Die biologische Vielfalt sei für die landwirtschaftliche Produktion von entscheidender Bedeutung und daher hätten die Landwirte und Landwirtinnen starke Anreize, zur Sicherung der biologischen Vielfalt beizutragen.

Das IAMO Forum 2018 wurde von der Abteilung Betriebs- und Strukturentwicklung im ländlichen Raum des IAMO in Kooperation mit der DLG e.V. und dem Ukrainian Agribusiness Club (UCAB) organisiert. Die Konferenz wurde von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), dem Land Sachsen-Anhalt, der Rentenbank, dem Leibniz-WissenschaftsCampus „Eastern Europe - Global Area" (EEGA) und der Stadt Halle (Saale) finanziell gefördert. Weitere Informationen zur Konferenz unter: www.iamo.de/forum/2018.

Im kommenden Jahr findet das IAMO Forum vom 26. - 28. Juni 2019 in Halle (Saale) statt. Es wird sich mit dem Thema „Small farms in transition: How to stimulate inclusive growth?" beschäftigen.

Quelle: Pressemitteilungen IAMO
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