Bundeskabinett verabschiedet Leitlinien für entwaldungsfreie Lieferketten

News im Rahmen der Europäischen Business & Biodiversity Kampagne

 

Bundeskabinett verabschiedet Leitlinien für entwaldungsfreie Lieferketten

Vorsichtig geschätzt werden jährlich zirka 8,8 Millionen Hektar Wald zerstört, vornehmlich in den Tropen. Bis zu 80 Prozent dieser globalen Entwaldung geht auf die Umwandlung in Agrarflächen zurück. Ein Großteil der auf diesen Flächen produzierten Agrarprodukte wird international vermarktet – auch nach Deutschland und in die EU.

© Pixabay / Eveline de Bruin
Ziel: globale Entwaldung effizient verringern

Ziel der Bundesregierung sei es, die globale Entwaldung noch effektiver und zielorientierter zu verringern. Deshalb habe Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft Julia Klöckner dem Bundeskabinett am 8. April die Leitlinien für entwaldungsfreie Lieferketten von Agrarrohstoffen vorgelegt. Damit reagiere Deutschland als erster Mitgliedstaat auf eine Mitteilung der EU-Kommission zum Schutz der Wälder weltweit aus dem Vorjahr und unterstreiche seine proaktive Rolle für den globalen Walderhalt.

Bereits im Zusammenhang mit dem Mercosur-Abkommen habe die Ministern betont, wie wichtig die Eindämmung der Entwaldung sei. Dies könnten wir auch durch unser Tun und Handeln hierzulande fördern. So habe sie nach einem Treffen mit ihrer brasilianischen Amtskollegin im Oktober gesagt: „Wir können den heimischen Landwirten und Bürgern in Deutschland nicht zusätzliches Engagement beim Klimaschutz abverlangen, Richtlinien zur Wiederaufforstung klimastabiler Wälder erarbeiten, aber gleichzeitig Waren importieren, für die im Amazonasgebiet große Flächen Regenwald niedergebrannt werden.

Mit den neuen Leitlinien will die Bundesregierung ihr Handeln in mehreren Aktionsbereichen bündeln und verstärken. Diese umfassen die heimische Nachfrage, die Unterstützung eines einheitlichen und stringenteren Vorgehens auf EU-Ebene, internationale Absprachen und die Zusammenarbeit und Unterstützung für Produzentenländer, damit diese künftig keine Wälder für Agrarflächen roden."

Folgende Leitlinien wurden am 08.04. im Kabinett verabschiedet
  • Initiativen von Wirtschaft, Zivilgesellschaft und Verbänden fördern
  • Transparenz für Verbraucherinnen und Verbraucher schaffen und Empfehlungen zum Konsum von entwaldungsfrei produzierten Produkten geben
  • Produktionsländer partnerschaftlich unterstützen, entwaldungsfreie Lieferketten aufzubauen
  • mit anderen wichtigen Konsumentenländern zusammenarbeiten
  • Nachhaltigkeitsaspekte in der EU-Handelspolitik weiterhin aktiv nutzen
  • die Vorgehensweise innerhalb der EU voranbringen und
  • die allgemeine Wissensbasis verbreitern.
Skepsis ist angebracht

Zur Unterstützung der Umsetzung dieser Leitlinien werde das BMU noch in diesem Jahr einen Multi-Stakeholder-Prozess starten. Florian Schöne, Politischer Geschäftsführer des Umweltdachverbands Deutscher Naturschutzring (DNR), bleibt allerdings skeptisch:

„Wir begrüßen, dass die Bundesregierung Konsequenzen ziehen will, um der Naturzerstörung und den Ursachen zukünftiger Pandemien zu begegnen. Als weltweit größter Schweinefleisch-Exporteur steht Deutschland in besonderer Verantwortung für die Vernichtung von Regenwäldern oder Savannenlandschaften und deren Umwandlung in Anbauflächen für Sojafuttermittel. Etwa 4,5 Millionen Tonnen davon landen jährlich in deutschen Futtertrögen.

Allgemeine Leitlinien für entwaldungsfreie Lieferketten oder freiwillige Vereinbarungen werden daran allerdings wenig ändern. Es braucht endlich verbindliche gesetzliche Regeln – in Deutschland, EU-weit, gesamteuropäisch aber auch in internationalen Abkommen mit Haupterzeugerregionen für Sojafuttermittel wie Brasilien und dem gesamten Mercosur-Raum. Und es braucht ein Umdenken in der Agrarpolitik: Weg vom Exportdenken und hin zu einer Landwirtschaft, die regional produziert und konsumiert. Das nützt allen - der Umwelt, den Landwirten und den Verbraucherinnen und Verbrauchern. Als Konsequenz aus der gegenwärtigen Krise muss dieser Politikwechsel jetzt eingeläutet werden."

Quellen: Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL), Deutscher Naturschutzring (DNR)
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