Wirtschaft investiert in Lebensräume gegen das Insektensterben

News im Rahmen der Europäischen Business & Biodiversity Kampagne

 

Wirtschaft investiert in Lebensräume gegen das Insektensterben

Eine neuartige Insekten-Lobby Deutschlands traf sich am 9.11.2017 in Bielefeld. Auf Einladung von Insect Respect und der Bertelsmann Stiftung diskutierten über 130 Teilnehmer aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Umweltorganisationen Lösungen gegen das Insektensterben. Prof. Dr. Klaus Töpfer plädierte für neue Lebensräume. Unternehmensvertreter stellten konkrete Projekte und Geschäftsmodelle für Biodiversität vor.

Die Konferenz „Der Wert von Insekten. Beiträge von Unternehmen und der Gesellschaft zum Erhalt der Biodiversität" lockte am 9. November 2017 über 130 Vertreter von Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Umweltorganisationen sowie Medien nach Bielefeld. Auf Einladung von Insect Respect und der Bertelsmann diskutierten die Teilnehmer vielfältige Möglichkeiten, wie man das Insektensterben stoppen kann

Laut einer neuen Studie im Magazin PLOS One sind zwischen 1989 und 2016 etwa 76 Prozent der Biomasse von Fluginsekten zurückgegangen.
„Leise Landschaften sind alarmierend. Wir Menschen werden unruhig, wenn es nicht mehr summt und zwitschert", sagte Prof. Dr. Klaus Töpfer, Bundesumweltminister a.D., der die Eröffnungsrede hielt. Der stumme Frühling von Rachel Carson habe als Standardwerk bereits 1962 aufgerüttelt und ein ökologisches Umdenken angeregt. Auch heute müsse man sich fragen, warum die Insekten sterben. Die Landschaft sei versiegelt oder voller Monokulturen, weshalb Insekten kaum noch Futter fänden. Chemikalien bedrohen sie zusätzlich. Er plädiere daher für eine „Flurbereicherung statt Flurbereinigung", also die Schaffung neuer Lebensräume für Insekten, Vögel und eine Vielfalt an Vegetation wie Hecken und Wiesen.

„Als Unternehmer ist es unsere Aufgabe, für Herausforderungen wie den Insektenschwund Antworten zu entwickeln", sagte Dr. Hans-Dietrich Reckhaus. Der Biozid-Unternehmer erhielt im März 2017 den Preis der Bertelsmann Stiftung „Mein gutes Beispiel". „Wir sind froh und stolz, mit Herrn Reckhaus einen Preisträger zu haben, der zeigt, dass gesellschaftliches Engagement von Unternehmen wichtig und wirksam ist. Die Verankerung einer gesellschaftlichen Herausforderung ins Kerngeschäft ist dann der nächste Schritt, und das Beispiel „Insect Respect" zeigt eindrucksvoll, wie so etwas möglich ist", sagt Dr. Christian Schilcher von der Bertelsmann Stiftung.

Als Initiator des Gütezeichens Insect Respect für einen neuen Umgang mit Insekten geht Reckhaus selbst voran, indem er Flachdächer gezielt begrünt, um den Einsatz von Insektenbekämpfungsprodukten im Innenraum auszugleichen. „Unternehmen sollten Artenvielfalt nicht neben, sondern in ihrem Geschäft fördern", so Reckhaus. Dafür gelte es neue Formen von Dialog und Kooperationen zu finden, zum Beispiel mit Forschern, Umweltverbänden oder Bildungseinrichtungen wie Naturkunde-Museen.

Die Tagung stellte weitere Beispiele des unternehmerischen Engagements für Biodiversität vor, etwa von dem Bergbauunternehmen Heidelberg Cement, dem Abfallunternehmen RSAG oder dem Einzelhändler REWE, der in Kooperation mit dem Naturschutzbund NABU die Artenvielfalt auch in der konventionellen Landwirtschaft erhöht. Vertreter aus Forschung (Universität Münster), Umwelteinrichtungen (NABU) und Behörden (Bundesamt für Naturschutz) zeigten ihre Projekte und Lösungsansätze – u.a. zum Monitoring der Insektenbestände. Im abschließenden Podiumsgespräch unterstrichen die Teilnehmer die Bedeutung politischer Rahmenbedingungen, intersektoraler Kooperationen und Bildung für nachhaltige Entwicklung.

Für ein wachsendes gesellschaftliches Bewusstsein um den Nutzen von Insekten setzt Insect Respect zahlreiche Maßnahmen ein. Publikationen wie das Buch „Warum jede Fliege zählt", die multimediale Tagungsdokumentation des ersten „Tag der Insekten" oder eine Liste der 10 guten Gründe, Insekten zu respektieren, sowie ein Glossar zum Thema Insektenbekämpfung, Ausstellungen, der Animationsfilm „Kleine Riesen" und kostenfreie Informationen zum Thema „Insekten fördern" sorgen für Aufmerksamkeit und ermöglichen konkret anderes Handeln. „Mittel- und langfristig möchten wir damit die Branche umdrehen und weitere Sektoren für einen neuen Umgang mit Insekten inspirieren", so Reckhaus.

Quelle: https://www.insect-respect.org/medien/ressourcen.html
Zurück