EBBC - Lebensmittel

Lebensmittel

Die Lebensmittelbranche steht vor mehreren großen Herausforderungen. Einerseits benötigt eine wachsende Bevölkerung mehr Lebensmittel, wobei einige Bevölkerungsgruppen beginnen, mehr ressourcenintensive Milch- und Fleischprodukte zu konsumieren. Andererseits ist die globale Landwirtschaft von den Auswirkungen des Klimawandels (z. B. zunehmende Überflutungen und Dürren) und weiteren Umweltproblemen (Wasserknappheit, Erosion, Schädlinge, etc.) betroffen, was erhöhte Produktionsrisiken zur Folge hat.

Das Thema Biodiversität sowie das Konzept der Ökosystemleistungen bieten dabei einen Ansatz, diese Probleme umfassend und integriert zu betrachten und dadurch passende Lösungsansätze für die Herausforderungen zu entwickeln.

Risiken

Die Lieferketten in der Ernährungsbranche sind abhängig von Regulationsleistungen (v. a. Wasserverfügbarkeit, Erosions- und Klimaregulation, Bestäubung, etc.). Falls diese Regulationsleistungen der Ökosysteme versagen, besteht die Gefahr von Störungen in der Lieferkette.

  • Rund 85 % der globalen Agrarfläche ist durch Erosion, Versalzung, Bodenverdichtung, Nähstoffauszehrung oder Verschmutzung bedroht. Jedes Jahr gehen 10 Mio. Hektar Agrarland durch Desertifikation verloren – das entspricht in etwa der Landesfläche von Island.
  • Durch das Aussterben von Arten (und Unterarten) verringert sich der Genpool und damit die Möglichkeit zur Erforschung spezifischer genetischer Eigenschaften (z. B. Anpassungsfähigkeit an Trockenheit, Hitze, Wassermangel, etc.) und der Entwicklung entsprechender Sorten (bzw. Produkte). Dies wird auch als der Optionswert der Biodiversität bezeichnet.
  • Von den weltweit insgesamt rund 6.000 Nutzpflanzenarten werden laut dem IBV in Deutschland derzeit nur etwa 25 für die Lebensmittelproduktion kultiviert. Weizen, Gerste, Mais, Raps und Roggen wachsen auf 75 % der deutschen Gesamt-Ackerfläche. Laut FAO sind in Europa seit 1900 mehr als 90 % der Kulturpflanzensorten ausgestorben.
  • Im digitalen Zeitalter gehen Nachrichten über Social Media besonders schnell viral und erreichen viele potentielle Kund*innen. Die Medien suchen nach Skandalen und berichten zunehmend kritisch, beispielsweise über die Rodung des Regenwaldes für Palmöl- und Soja-Plantagen, welche die Lebensräume unzähliger Tier- und Pflanzenarten zerstören. Auch die seit 2019 aktive Fridays-for-Future Bewegung trägt zur öffentlichen Kritik am Biodiversitätsverlust durch die Landwirtschaft bei. Die Gefahr des Reputations- und Imageverlustes für Unternehmen der Lebensmittelbranche ist dadurch stark gestiegen.

Chancen

  • Erschließung neuer Märkte/Kundengruppen durch eine umweltfreundliche Produktionsweise.
  • Das Wachstum des Marktes für ökologisch erzeugte Lebensmittel und Getränke wird für die kommenden Jahre auf durchschnittlich 14,5 - 16,5 % jährlich geschätzt. Der weltweite Markt könnte 2025 ein Volumen von 380,84 Mrd. USD erreichen. 2021 waren es noch 221,37 Mrd. USD. (Organic Food Global Market Report 2021)
  • 47 % der deutsche Konsument*innen schätzen laut einer Befragung des BMEL im Rahmen des Öko-Barometer 2021, dass sie in Zukunft häufig oder sogar ausschließlich Bio-Lebensmittel einkaufen werden. Aktuell greifen von ihnen nur 38 % überwiegend zu Bio-Produkten.
  • Die Vermeidung bzw. die energetische und stoffliche Weiternutzung von Lebensmittelabfällen kann zu Kosteneinsparungen führen und die Reputation des Unternehmens steigern. Durch eine Halbierung der vermeidbaren Nahrungsmittelverluste können in Deutschland laut WWF 1,3 Mio. Hektar an landwirtschaftlich genutzter Fläche eingespart werden – das entspricht fast der Fläche Schleswig-Holsteins.

Die Initiative "Biodiversität in Standards und Labels der Lebensmittelbranche" fokussiert darauf, die Biologische Vielfalt in der landwirtschaftlichen Produktion zu stärken.

Weitere Informationen finden Sie hier.

 

 

 

Links

United Nations General Assembly (January 2017): Report of the Special Rapporteur on the right to food

Secretariat of the Convention on Biological Diversity (SCBD) / Global Platform on Business and Biodiversity: Sector Agricultural Biodiversity

Food and Agriculture Organization of the United Nations (FAO): Agroecology Knowledge Hub

The Comission to the European Parliament and the Council: Report on the implementation of the ecological focus area obligation under the green direct payment scheme