Zertifizierte Abholzung und Waldzerstörung

News im Rahmen der Europäischen Business & Biodiversity Kampagne

 

Zertifizierte Abholzung und Waldzerstörung

Greenpeace International hat einen Bericht („Destruction: Certified") zum Einfluss von Zertifizierung auf Abholzung, Waldschädigung und andere Umwandlungen von Ökosystemen veröffentlicht. Zertifizierung allein hat den Unternehmen nicht dabei geholfen, bis 2020 entwaldungsfreie Lieferketten zu realisieren, so die Autoren.

© Greenpeace International
24. März 2021: Das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) berichtet, dass zwischen 70 % und 80 % der gesamten Entwaldung weltweit durch die Ausweitung für die landwirtschaftliche Produktion verursacht wird, vor allem durch Tierhaltung und Soja- und Palmenplantagen. Zusammen mit der Umwandlung und Degradierung natürlicher Ökosysteme trägt die Entwaldung wesentlich zur Klimakrise und zur Krise der biologischen Vielfalt bei. Als Reaktion darauf haben sich viele Unternehmen und Regierungen, darunter auch die Mitglieder des Consumer Goods Forum (CGF - ein globales Netzwerk von großen Herstellern, Einzelhändlern, Dienstleistern und Wirtschaftsverbänden), dazu verpflichtet, die Abholzung zu beenden und die Degradierung zu reduzieren.  Viele sahen auch in der Zertifizierung eine Möglichkeit, diese Probleme anzugehen und gleichzeitig weiterhin land- und forstwirtschaftliche Produkte zu produzieren und zu konsumieren.

Das Ziel des Berichts von Greenpeace International ist es, die Effektivität der (hauptsächlich freiwilligen) Zertifizierung für landbasierte Rohstoffe als Instrument zu bewerten, um die globale Entwaldung, Walddegradierung und andere Ökosystemumwandlungen sowie damit verbundene Menschenrechtsverletzungen (einschließlich der Verletzung von Rechten indigener Völker und Arbeitsrechten) anzugehen. Letztlich geht es darum, die Regierungen und Unternehmen darüber zu informieren, welche Rolle die Zertifizierung als Instrument zur Gestaltung entwaldungsfreier Lieferketten spielen kann, welche Reformen erforderlich sind und welche anderen Maßnahmen notwendig sind, um die umfassenderen Biodiversitäts- und Klimakrisen anzugehen.

Während die Zertifizierung von Wald- und Ökosystem-Risikorohstoffen (FERCs - forest and ecosystem risk commodities) in den letzten Jahrzehnten weltweit zugenommen hat, gehen die Abholzung und die Zerstörung natürlicher Ökosysteme weiter. Bedeutet dies, dass die Zertifizierung versagt hat? Wie effektiv sind Zertifizierungssysteme bei der Bewältigung dieser Probleme? Was schränkt die Wirksamkeit von Zertifizierungen ein? Diese und weitere Fragen bilden die Grundlage des Berichts. Die Analyse basiert auf einer umfangreichen Literaturrecherche der Forschung zu Zertifizierungen und den Einschätzungen von Zertifizierungsexperten. Im Mittelpunkt steht eine Bewertung von neun großen Zertifizierungssystemen, die sich auf fünf Landnutzungssektoren verteilen, basierend auf einer Überprüfung öffentlich verfügbarer Informationen (zusammen mit Rückmeldungen der Systeme selbst).

Während einige Zertifizierungssysteme starke Standards haben, bedeutet den Autoren zufolge eine schwache Umsetzung in Kombination mit einem Mangel an Transparenz und Produktrückverfolgbarkeit, dass selbst diese Systeme große Mängel aufweisen. Bestimmte Systeme könnten einen lokal begrenzten positiven Einfluss haben, wie z. B. eine starke Anwendung in einzelnen Ländern oder auf lokaler Ebene. Jedoch würden weiterhin viel zu viele zertifizierte Unternehmen mit Wald- und Ökosystemzerstörung, Landstreitigkeiten und Menschenrechtsverletzungen in Verbindung gebracht. Die Schlussfolgerung des Berichts lautet, dass die Zertifizierung ein schwaches Instrument ist, um die globale Wald- und Ökosystemzerstörung anzugehen. Derzeit ermögliche die Zertifizierung zerstörerischen Unternehmen, wie gewohnt weiterzuarbeiten. Indem sie das Image von Wald- und Ökosystem-Risikorohstoffen verbessere und so die Nachfrage ankurbele, bestehe sogar die Gefahr, dass die Zertifizierung den durch die Ausweitung der Rohstoffproduktion verursachten Schaden noch vergrößert. Zertifizierungssysteme führen somit den Autoren zufolge zu einem Greenwashing von Produkten, die mit Abholzung, Ökosystemzerstörung und Rechtsverletzungen verbunden sind.

Download des Greenpeace-Reports
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