Mit entwaldungsfreien Lieferketten Biodiversität schützen

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Mit entwaldungsfreien Lieferketten Biodiversität schützen

Wie kann es gelingen, Privatwirtschaft und Umwelt- bzw. insbesondere Biodiversitätsschutz näher zusammenzubringen, Unternehmen zum Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen zu motivieren? Das UBi-Dialogforum in Berlin gab Antworten.

© Julia Späth
17.06.2022: Am 09. Juni fand im Allianzforum in Berlin das Dialogforum 2022 von „Unternehmen Biologische Vielfalt – Ubi" als hybride Veranstaltung statt. Hochkarätigen Grußworten aus der nationalen und internationalen Politik folgte eine spannende Podiumsdiskussion zur Frage "Wie gelingt der transformative Wandel für die Biodiversität in Zeiten von multiplen Krisen?" Beim anschließenden Fishbowl konnten die Teilnehmenden mit den Expertinnen und Experten auf der Bühne direkt ins Gespräch kommen und mitdiskutieren – eine Möglichkeit, die intensiv genutzt wurde. Im Programmteil „Praxisbeispiele" präsentierte sich dann unter anderem das neue UBi-Projekt mit themen- und branchenspezifischen Aktivitäten und Unternehmen, die zum transformativen Wandel beitragen und andere Stakeholder inspirieren wollen. Am Nachmittag konnten die Teilnehmenden zwischen 3 parallellaufenden thematischen Foren wählen, die die Möglichkeit zur Tiefendiskussion ausgewählter Biodiversitäts-Themen boten:
  • Finanzwirtschaft und Biodiversität als Hebel für den transformativen Wandel in der Realwirtschaft
  • Biodiversitätsbilanzierung – Konkrete Ansätze für strategische Veränderung
  • Biodiversität in der Lieferkette – Neueste Entwicklungen
Im Forum „Biodiversität in der Lieferkette – Neuste Entwicklungen" traten Gunnar Heller (WWF), Sascha Liese (Symrise AG) sowie GNF-Mitarbeiter und ELAN-Projektmanager Steffen Kemper als Referenten auf.

Gunnar Heller stellte die Arbeit des WWF an einem innovativen Tool zur Beurteilung des Biodiversitätsrisikos entlang von Lieferketten, den sog. Biodiversity Risk Filter, dessen Veröffentlichung 2023 avisiert wird, vor. Dabei sollen operative und standortbezogene Risiken bewertet, priorisiert und gezielte Maßnahmen zur Bewältigung aufgezeigt werden.
Sascha Liese stellte die Symrise AG und ihr Engagement zum Biodiversitätsschutz vor. Für seine rund 30.000 Produkte bezieht Symrise über 10.000 Rohstoffe aus der Natur. Aus diesem Grund engagiert sich das Unternehmen mit zahlreichen Initiativen auf globaler Ebene für die Natur und treibt die nachhaltige Rückwärtsintegration für seine eigenen Rohstoffe konsequent voran. Das Unternehmen ist sich bewusst, dass nur intakte Ökosysteme auch in Zukunft die Inhaltsstoffe für Duft, Geschmack, Ernährung und Pflege liefern können. Dabei wird die Rückverfolgung der Lieferketten als zentrales Element zum Schutz der Biodiversität gesehen. Symrise will bis 2025 90 % seines Einkaufsvolumens aus verifiziert nachhaltigen Quellen beziehen und seine strategischen Rohstoffe sogar komplett rückverfolgbar machen.

Das Thema Rückverfolgbarkeit von Lieferketten bis zum Ursprung der Rohstoffproduktion spielt auch für Steffen Kemper eine entscheidende Rolle. Im ELAN-Projekt zu entwaldungsfreien Lieferketten beschäftigen sich der Global Nature Fund und die Tropenwaldstiftung OroVerde unter anderem mit der heiß diskutierten EU-Verordnung gegen importierte Entwaldung. Die Rückverfolgbarkeit von Agrarlieferketten für bestimmte Risikorohstoffe herzustellen, soll ein zentrales Element der geplanten Sorgfaltspflichten für Unternehmen werden und ist, mit Blick auf die Finanzierung und die technische Umsetzbarkeit, zugleich einer der strittigsten Punkte in dem Verordnungsvorschlag.

In seiner Präsentation erläuterte und veranschaulichte Steffen Kemper den Zusammenhang von Entwaldung und Biodiversitätsverlust, betonte aber auch das große Potential, das entwaldungsfreie Lieferketten bergen, Biodiversität zu erhalten: „Entwaldung zu stoppen, bedeutet Klima und Biodiversität zu schützen". „Sehen Sie die geplante EU-Verordnung darüber hinaus als Chance ein früher Player im Markt für entwaldungsfreie Produkte zu werden", appellierte er an die teilnehmenden Unternehmen.

Unterstützung bei der Umsetzung entwaldungsfreier Lieferketten wird der Online-Atlas bieten, den das ELAN-Projektteam derzeit entwickelt. Das Portal wird vielfältige Informationen zu Risikorohstoffen, Zertifizierungen und Standards bieten und eine Auswahl nützlicher Tools vorstellen, die helfen, den eigenen Entwaldungsfußabdruck herauszufinden bzw. Entwaldungsrisiken in den Lieferketten zu identifizieren. Der Online-Atlas wird allen Unternehmen und Interessierten ab dem Frühjahr 2024 kostenlos zur Verfügung stehen.

Sie möchten frühen Einblick in den Online-Atlas erhalten und sich in den Entwicklungsprozess einbringen? Das können Sie als Pilotunternehmen tun und sich dazu sehr gerne mit Steffen Kemper in Verbindung setzen.

Autor: Steffen Kemper, Projektmanager Global Nature Fund
kemper@globalnature.org, +49 228 184 86 94 16
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