Strengere Umweltstandards für Rohstoff-Abbau nötig

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Strengere Umweltstandards für Rohstoff-Abbau nötig

Das Umweltbundesamt fordert Rohstoffpreise, die die ökologische Wahrheit sagen

Angesichts des global steigenden Rohstoffbedarfs rät das Umweltbundesamt (UBA) zu mehr Umweltschutz im Bergbau. „Als Großimporteur hat Deutschland eine Mitverantwortung für die durch Rohstoff-Abbau weltweit verursachten lokalen, regionalen und globalen Umweltschäden. Wir sollten mit der EU auf international verbindliche Umweltstandards entlang der Rohstofflieferkette vom Bergwerk bis zur Rohstoffaufbereitung drängen", sagte Maria Krautzberger, Präsidentin des UBA. Die neuen Pflichten müssten als zweite Säule der Rohstoffsicherung neben das Recycling treten. Sonst könne nicht sichergestellt werden, dass Deutschland seinen Rohstoffbedarf künftig aus ökologisch unbedenklichen Quellen decken kann. Deutschland ist einer der größten Rohstoff-Importeure der Welt: Bei Aluminium, Blei, Kupfer und Zinn der fünftgrößte Nachfrager und bei Stahl der sechstgrößte (Zahlen für 2017). Prognosen der OECD erwarten, dass sich für Metalle die weltweite Nachfrage bis 2060 gegenüber 2011 nahezu verdreifachen wird.

Die Umweltstiftung Global Nature Fund (GNF) teilt die Forderungen des UBA. Ein besonderer Fokus sollte aus Sicht der Stiftung auf der Erfassung von Risiken für Biodiversität und Ökosystemen beim Abbau von Rohstoffen liegen. Häufig stammen diese aus so genannten Biodiversity Hotspots. Ein völliges Verbot des Abbau (No Go Gebiete) oder die Umsetzung eines umfassenden Biodiversitätsmanagements gemäß der Vermeidungshierarchie (vermeiden, vermindern, wiederherstellen) sind je nach Abbauregion erforderlich.
 
Aktuell arbeitet der GNF im FairMagnet-Projekt an der Etablierung eines Nachhaltigkeitsstandards für die Produktion von Rohmagneten, die beispielsweise in Windrädern und E-Autos Verwendung finden. Seltene Erden und Kobalt sind wesentliche Bestandteile der Magneten.

Aus Sicht des UBA sind insgesamt drei Ansatzpunkte zu verfolgen:
  1. 1. Die EU sollte Umweltaspekte des Bergbaus stärker bei der Bewertung der Rohstoffversorgungssituation, der sogenannten Kritikalität von Rohstoffen, berücksichtigen. Das so genannte Kritikalitätskonzept der EU – es beschreibt die wirtschaftliche Bedeutung von Rohstoffen und stellt sie geopolitisch-technischen Versorgungsrisiken gegenüber – sollte dazu um das Kriterium „Umweltgefährdung durch Bergbau" erweitert werden. Ob ein Material „kritisch" ist, beurteilt sich künftig auch nach dem Umweltgefährdungspotential beim Bergbau und danach, auf welchem Niveau die Förderländer den Schutz der Umwelt vor Ort sicherstellen. Nach UBA-Empfehlung müssten künftig zum Beispiel Zink und Kupfer als ökologisch kritisch eingestuft werden.
  1. 2. Das UBA empfiehlt zudem ein System verbindlicher menschenrechtlicher, ökologischer und sozialer Sorgfaltspflichten entlang der gesamten Rohstofflieferkette vom Bergbau bis zum Endprodukt. Dieses System sollte Mechanismen enthalten, die die Umweltkosten des Bergbaus entlang der gesamten Lieferkette einpreisen, damit die Rohstoff- und Produktpreise die ökologische Wahrheit ausdrücken. Um sicherzustellen, dass damit tatsächliche Verbesserungen in den Förderländern bewirkt werden, muss es von Monitoring und Schulung vor Ort begleitet werden.
  1. 3. Um Forderungen nach höheren Umwelt- und Sozialstandards im Bergbau glaubhaft gegenüber den Rohstoffförderländern im globalen Süden vertreten zu können, empfiehlt das Umweltbundesamt Best-Practice Demonstrationsvorhaben zur inländischen primären Rohstoffgewinnung von Metallerzen.
Quelle: Pressemitteilung Umweltbundesamt [ergänzt], 19.02.2019
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